Nach dem Telefonat hat sie noch Luc angerufen, um ihm Bescheid zu sagen, dass die drei sich morgen im Azzurro treffen. Ihr ist langweilig und auf einmal verspürte sie die Lust, mal wieder in den Sachen ihres Bruders herumzustöbern. Nachdem er ausgezogen war, hatte Lilly sein Zimmer bekommen. Seine restlichen Sachen wurden in Kartons auf dem Dachboden verstaut. Manchmal hatte Sophie einfach Lust, die Sachen durchzugucken und sich an die schönen Momente, die sie zusammen hatten, zu erinnern. Also geht sie hoch durch den vierten und fünften Stock bis sie oben auf dem Dachboden ankommt. Sie schließt die Tür, auf der Steiner steht, auf und sucht die Kartons von ihrem Bruder. Da! Endlich hat sie sie gefunden. Die Kartons sind leicht verstaubt und mit einem schwarzen Filzstift ist „Felix“ darauf geschrieben. Sophie nimmt den vordersten Karton und macht ihn auf.
Drinnen liegen viele Bücher und Fotos. Sie blättert die Bücher durch — nur langweilige Romane oder Schulsachen. Sophie beugt sich nach vorne, um eine neue Kiste zu holen. In dem Moment sieht sie in der Ecke hinter einem Regal ein Buch liegen. Sie legt die Sachen zur Seite und holt das Buch hinterm Schrank hervor. Es ist ein Buch über die griechische Mythologie, doch irgendwas war anders. Es war sehr schwer, aber nicht sonderlich dick. Sie klappt es auf und was ist das? Ein kleines Buch leicht abgeranzt und mit einem rotem Umschlag. Sie nimmt es aus dem anderen heraus und blättert darin. Auf den Seiten sind Zeichnungen und eine sehr schwer lesbare Schrift. Wenn Sophie nicht alles täuscht, ist das die Schrift von ihrem Bruder. Kein anderer, den sie kannte, hatte so eine Sauklaue. Ganz hinten im Buch ist eine Seite herausgerissen. Auf der davor steht das Datum vom 13.Juli. Das war vier Tage vor seiner Abreise nach Mexiko. Sie beginnt zu lesen:
„Heute hatte ich wieder diesen merkwürdigen …“
Das nächste Wort war so schwer lesbar und, wenn sie richtig liegt, auch durchgestrichen, doch Sophie liest weiter:
„Ich habe Notizen gemacht und herausbekommen, dass es alle 2 Tage passiert. Ich muss nach Mexico gehen, um Sophie zu beschützen und um das Rätsel endgültig zu lösen.“
Auf einmal vibriert ihr Telefon. Es ist ihre Mutter, die sie zum Mittag sucht. Also schnappt sie sich das Notizbuch, geht durch das Treppenhaus zu ihrer Wohnung und kramt ihren Schlüsselbund heraus. An dem hängt ein kleiner Anhänger mit einem F und einem S darauf. Den hatte ihr Bruder ihr geschenkt und dazu gesagt : „Pass gut darauf auf, er wird dir irgendwann mal weiter helfen.“ Vor zwei Jahren hatte sie sich nicht viel dabei gedacht, aber nachdem, was sie gerade gelesen hat, musste sie dem nachgehen, aber erst wenn sie gegessen hat. Also bringt sie ihre Sachen in ihr Zimmer und setzt sich an den Tisch.