Außerdem ist das mit ihrer Mutter gar nicht mal gelogen. Also schließt Sophie schnell alle Dateien und zieht den Stick aus dem Laptop. Schnell genug ist sie nur nicht. Denn gerade als sie den Laptop zuklappt, kommt ihre Mutter rein und schaut sie überrascht an. „Was machst du denn hier ?“ „ Ich… ich…”, stammelt sie auf der Suche nach einer guten Ausrede. „ Ich wollte gucken, ob mein blaues Top hier ist. Morgen treffe ich mich mit Clara und die will sich das unbedingt ausleihen und da es nicht in meinem Kleiderschrank war, dachte ich, es wäre hier.“ „Dein blaues Top sagst du? Ich kann mich erinnern, dass ich es gestern auf deinen Sessel ins Zimmer gelegt habe. Aber kein Wunder, wenn du es nicht wieder findest, so wie es da aussieht.“ Sie lacht kurz auf. „Naja ich muss jetzt die Einkäufe auspacken und guck noch einmal genauer nach. Oder räume einfach deine Sachen in den Kleiderschrank.“ „Jaja, mache ich!“ Sophie dreht sich um, geht – nur um am Türrahmen noch einmal stehen zu bleiben und zu fragen: „Darf ich mir vielleicht deinen Laptop ausleihen? Frau Somern (ihre Klassenlehrerin) wollte, dass wir Ferientagebuch führen.“ „ Okay!“ antwortet ihre Mutter mit einem leicht misstrauischem Unterton. Um sich aber nicht weiter Gedanken darüber zu machen, dass sie jetzt die restlichen Ferien Tagebuch schreiben muss, nur damit ihre Lüge nicht auffliegt, schnappt sie sich den Laptop und verschwindet in ihrem Zimmer. Sie schließt die Tür hinter sich, setzt sich auf ihr Bett und gibt alle Codes ein, die nötig sind, und ja! Das Datum, das Sophies Tante ihr gesagt hat, ist richtig: der 28.12. Auf dem Bildschirm öffnet sich ein Text:
Liebe kleine Schwester,
ich schätze, wenn du diesen USB-Stick gefunden und auch die Sicherheitsvorkehrungen überwunden hast, dann musst du schon einiges wissen, aber du wirst bestimmt noch einige Fragen haben. Ich hoffe deswegen, dass ich dir hiermit ein paar davon beantworten kann. Ich habe, kurz nachdem unser Vater verschwunden ist, merkwürdige Träume bekommen, in denen ich eine dunkle Gestalt gesehen habe. Sie wollte mir etwas sagen, aber in den entscheidenden Momenten bin ich immer aufgewacht, als ob jemand nicht zulassen würde, dass ich mehr erfahre. Nach knapp drei Jahren war ich dann so weit gekommen, dass ich wusste, was die Quelle von diesen Träumen ist. Außerdem habe ich auch noch herausgefunden, dass Papa uns nicht verlassen hat, sondern dass er auch aus demselben Grund wie ich gehen musste. Er wollte uns nur beschützen und hat alles nur noch schlimmer gemacht, aber so ist er halt. Ich hoffe das hat dir ein paar Fragen beantwortet und ich konnte dir mit meiner Entscheidung zu gehen helfen.
Viele Grüße, dein Felix 🙂
PS: Ich will dich nicht beunruhigen, aber wenn du diese Träume auch bekommst, dann ist mir möglicherweise etwas passiert (wovon ich jederzeit ausgehen werde.)
In Sophie brodelt es vor Aufregung und sie hat noch mehr Fragen als zuvor:
Soll das jetzt bedeuten, dass Felix etwas zugestoßen ist?
Kann es sein, dass ihr Vater sie gar nicht verlassen hat?
Und die wichtigste Frage von allen:
Was soll ich denn jetzt tun?
Wenn ihr eine kreative Idee habt, wie Sophie mit dieser Nachricht umgehen soll und wie die Geschichte weitergeht, dann schreibt doch eine Mail an die Autorin: karla.boeke@igsff-bs.de