Ex-Neonazi klärt auf!

Besuch eines Ex-Neonazis an der IGS:FF

Kurz vor der Fahrtenwoche durften unsere Schüler:innen sich einen Vortrag des Ex-Neonazis Philip Schlaffer anhören. Die ganze Veranstaltung fand in der Mensa, oben im Schulgebäude, statt und dauerte knappe zwei Stunden. Schlaffer erzählte von seinem damaligen Leben und schilderte wortreich, wie rau es in rechtsradikalen Gruppen zur Sache geht. Zum Beispiel, wie er bereits in jungen Jahren eine AK-47 von einem russischen Soldaten kaufte. Er selbst meint, er sei durch zwei Umzüge (nach England und wieder zurück), ein schlechtes Verhältnis zu seiner Familie und Mobbing-Erfahrungen in der Schule zur Nazi-Musik gekommen. In der Schule und auch außerhalb habe er dann immer mehr mit Leuten zu tun gehabt, die genau wie er, die „Anderen“ hassten. Über diese Menschen sei er dann in diese Szene gerutscht.

Halbherziger Ausstieg von rechtsradikal zu radikal

Anschließend berichtete er davon, dass sein Austritt aus der Neonazi-Szene eigentlich nur ein Wechsel in die kriminelle Rockerszene war. Nach wie vor beherrschten menschenfeindliche und gewalttätige Machenschaften seinen Alltag. Erst nachdem er Opfer eines Überfalls in der eigenen Wohnung wurde und nach einer Begegnung mit einer Pumpgun, die auch leicht tödlich für Schlaffer hätte ausgehen können, gelang ihm der endgültige Ausstieg aus der Szene.

Aussteiger hilft beim Ausstieg

Heute betreibt Schlaffer einen YouTube Kanal, auf dem er über seine Vergangenheit berichtet. Zudem veröffentlichte er am 1. April 2020 seine Autobiografie “Hass. Macht. Gewalt”. Außerdem bietet der ex Neo-Nazi anderen Menschen Hilfe an und zeigt ihnen Wege aus der rechtsradikalen Szene auf.

Unser Fazit

Nach seinem Vortrag über seine Erfahrungen und seine Erlebnisse kam es dann zur Fragerunde der Schüler:innen. Bei einigen Fragen verhielt sich Schlaffer nicht so souverän wie bei seinen vorangegangenen Schilderungen. Die Antworten wirkten manchmal halbherzig und gingen in eine sehr defensive Haltung, wenn die Fragen auch nur leichte Kritik ausübten. Nach einer längeren Diskussion mit einer Schülerin zum Thema Prostitution musste sich unser Gast auf Grund von Zeitmangel verabschieden. Schlussendlich hatte man leider den Eindruck, dass Schlaffer zum einen wenig Auskunft über seine eigene Gefühlswelt geben wollte und auch, dass er bestimmte von ihm erlebte Situationen verharmlost dargestellt hat. Zudem ist negativ aufgefallen, dass Schlaffer die Schüler:innen in unangemessenen Momenten zum Klatschen gebracht hat. Man bekam regelrecht das Gefühl, er habe die Jugendlichen unterbewusst dazu manipuliert. In zwei Momenten hat er Schüler:innen bloßgestellt. Ausschlaggebende Situationen waren kurze Unaufmerksamkeiten oder eine nicht aufrechte Sitzhaltung. Doch insgesamt war der Vortrag fesselnd. Es war interessant ihm zuzuhören, obwohl es nicht ganz den Umfang hatte, den man hätte erwarten können. Dennoch war es rückblickend eine sinnvolle Aktion um Schüler:innen auch mithilfe solcher Vorträge für dieses Thema zu sensibilisieren.

 

Mads Runge, Conrad Grießhammer & Bao Anh Duong (10.1)

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