Die Schulzeitung der IGS Franzsches Feld

Mauritius – fünf Wochen im indischen ozean

„Bonzour!“ rufen uns die drei dunkelhaarigen Kinder hinterher, die an der Straße stehen und eifrig winken. Moment mal – welche Sprache war das denn? Noch nie gehört? Das ist nicht verwunderlich, denn die drei sprechen Kreol, eine fast ausschließlich mündliche Sprache. Sie stellt eine Mischung aus Englisch, Französisch und verschiedenen afrikanischen Sprachen dar und wird hier auf Mauritius gesprochen, einer Insel vor der Süd-westlichen Küste Afrikas.

Doch erstmal der Reihe nach.

Bestimmt wundert ihr euch, warum ich hier von Ländern, fast auf der anderen Seite der Erde schreibe. Das ist eine lange Geschichte: vor mehr als drei Jahren beantragte meine Mutter ein Sabbatjahr und nun sind wir mitten drin in ihrem freien Jahr – meine beiden jüngeren Brüder, meine Eltern und ich, Johanna, aus der 9.4.

Unser erstes Ziel war Mauritius, eine sehr schöne Insel mit tropischen Temperaturen, auf welcher wir für fünf Wochen blieben.

Gibt man den Namen der Insel bei Google ein, bekommt man haufenweise Bilder von schönen, mit Palmen gesäumten Stränden, einer wunderschönen Unterwasserwelt und glücklichen Paaren, die sich unter dem südlichen Sternenhimmel trauen lassen.

Doch was man, wie so oft, nicht sieht, sind die Menschen von hier, das Mauritius ohne Tourismus, den Alltag. Aber genau das war es, was mich am stärksten interessierte: Wie sind die Menschen hier so, auf der anderen Seite der Erde, wie ist ihre Gemeinschaft, wie leben sie?

Was mir sofort, schon bei unserer Ankunft am Flughafen am 05.01, auffiel, war, wie gelassen die Atmosphäre hier war, wie entspannt und stressfrei. Und dieser Eindruck sollte auf unserer Reise über die Insel, welche die Größe des Saarlandes hat, noch verstärkt werden. Eine Begegnung, die dies belegt, war die mit einem Kasinobesitzer an einer Bushaltestelle.

Während wir auf einen der Busse warteten  –  Welche übriges über keinen Fahrplan verfügen, weswegen man immer nur hoffen kann, zeitnah einen zu erwischen – sprach uns ein Mann an, wie es uns geht, wo wir herkommen und ob es uns hier gefällt.  Nachdem wir mit ihm ins Gespräch gekommen waren, erzählte er uns, dass er der Besitzer eines Kasinos war. „Eigentlich öffne ich ja um 16:00 Uhr”, erzählte er, dann sah er auf die Uhr. „Zwar ist es gleich schon so weit,  doch eigentlich möchte ich lieber entspannen. Ich glaube, ich mache heute nicht mehr auf, vielleicht morgen wieder, oder übermorgen.“. Auf einen fragenden Blick lachte er: „ Ja, so mache ich das. Wenn ich mal keine Lust habe oder lieber entspannen möchte, mach ich nicht auf, schließlich soll mir ja Spaß machen, was ich mache. Wenn ich also keine Lust habe, dann mache ich es eben nicht“.

Eine tolle Einstellung – oder nicht? Aber in Deutschland würde wohl kaum jemand so handeln wie er, richtig? Wenn auf der Ladentür als Öffnungszeit 16:00 Uhr steht, wer würde dann schon sagen: „Nein, heute habe ich keine Lust”?

Auf unserer Weiterreise stellte ich nicht nur fest, dass die Leute vieles entspannter sahen, sondern auch sehr neugierig waren: der Kasino-Besitzer war längst nicht der einzige, der uns anquatschte, um sich einfach zu unterhalten oder mehr über uns und andere Länder herauszufinden. Ich erinnere mich noch gut an die Frage: „Habt ihr eigentlich auch Meer in Deutschland?“ Als bejaht wurde, die nächste Frage: „Kann man dort auch gut Schnorcheln?“ Als meine Eltern versuchten zu erklären, dass es zwar Meer, aber ohne allzu warmes Wasser mit  Korallen und bunten Fischen gab, war der Blick wirklich sehenswert.

Aber nicht nur die Neugier war in dieser Multikulti-Gesellschaft groß, auch die Offenheit und Gastfreundschaft spielte eine wichtige Rolle: Nicht nur einmal wurden wir zum Essen bei Familien zuhause eingeladen. Ein besonders schönes Erlebnis hatten wir mit Brinda und ihrer Familie. Dazu muss man wissen, dass viele einheimische Familien jeden Sonntag einen Strandtag machen und nicht selten alle Generationen dabei sind. An einem solchen Sonntag lernten wir Brinda und ihre Großfamilie kennen. Als ich gerade etwas entspannte, kam Brindas Cousin – wir waren Strandplatznachbarn – zu mir und fragte mich, ob ich mich nicht zu ihnen setzten wollte. Seine Cousine, Brinda, fand uns alle so nett und wollte unbedingt, mehr über uns erfahren, dass sie uns für den nächsten Abend zum Essen einlud. Sie und ihr Mann hatten unglaublich viel gekocht – kreolisch, versteht sich.

So gab es neben der traditionellen kreolischen Fischsuppe auch eine frischgefangene – riesige –  Languste und natürlich Samossas – eine Art dreieckige Frühlingsrollen, die aus Indien kommen – mit würzigen Soßen.


Diesen Abend werden wir nie vergessen, denn wir gewannen nicht nur viele schöne Erlebnisse, sondern sogar Familie, wie Brinda uns inzwischen nennt – Mit ihr haben wir natürlich immer noch Kontakt.

Diese Offenheit und Gastfreundschaft kann man von den Mauritiern wirklich übernehmen, finde ich – Aber nicht als einziges. Eine weitere Sache, die mir extrem positiv aufgefallen ist, ist der Frieden zwischen den Religionen: Mauritius ist nicht größer als das Saarland, und trotzdem leben alle Religionen friedlich zusammen: ich spreche nicht davon, dass alle Religionsanhänger untereinander beste Freunde sind, nein, aber das kann man ja auch nicht erwarten. Allein der Frieden und die Toleranz gegenüber anderen Religionen ist einfach fortschrittlich. In der Hauptstadt, Port Louis, stehen hinduistische und buddhistische Tempel

friedlich neben Moscheen, Kirchen, Pagoden und chinesischen Konfuzius-Tempeln.                                                  

Gegenüber Fremden sind die Religionen im übrigen auch sehr aufgeschlossen und freuen sich über Besucher: als wir zusammen mit Vijayen, einem unser Freunde dort, einen Hindutempel besuchten, wurden wir nicht nur gesegnet und  rumgeführt, uns wurde sogar für den Besuch gedankt und „Bis zum nächsten Mal” gesagt – wirklich schön.

Nicht so schön steht es hier zurzeit mit Corona. Durch das Virus verloren, wie auch in Deutschland, viele Menschen ihre Arbeit. Hier auf der Insel trifft das die Leute aber noch härter. Genau wie in Deutschland bekommt man zwar Unterstützung vom Staat, wenn man nicht arbeiten kann, doch ist das viel zu wenig. Laut Vijayen bekommt man monatlich nur etwa 2000 Rupien Unterstützung – das entspricht 40 Euro.  Weiter erzählte er, dass viele junge Menschen durch das Virus in Depressionen verfallen oder sogar drogenabhängig werden.

Vielleicht gerade deswegen merkt man in dem kleinen Land den starken Willen, das Virus endlich loszuwerden: Mithilfe der Impfpflicht ab 15 Jahren, der Maskenpflicht, sobald man das Grundstück verlässt und den fiebermessenden Geräten an jeder Ecke ist die 7-Tage-Inzidenz sehr gering. Im Bezug auf Corona können die Deutschen ebenfalls noch vieles von den Mauritiern lernen: Das Halten an die Regeln. Vielleicht liegt es daran, dass in Mauritius, so wirkt es jedenfalls, die Beziehung zwischen der Polizei und der restlichen Bevölkerung viel freundschaftlicher, vielleicht sogar familiär ist. Es besteht eine große Bereitschaft von Seiten der Bevölkerung, die Corona-Regeln umzusetzen und der gemeinsame Wille, der Pandemie ein Ende zusetzten.

Was zum Glück noch nicht zu Ende ist, ist unsere Reise. Von Mauritius werden wir über Dubai weiter nach Thailand reisen. Danach – mal sehen, wohin es geht! Auf jeden Fall habe ich die Insel sehr ins Herz geschlossen mit ihren offenen und gastfreundlichen Bewohnern. Letztere haben sich als tolle Gemeinschaft entpuppt, weswegen es wert war, diese in diesem Bericht besonders hervorzuheben.

Und damit sage ich „Salam“ – auf Wiedersehen!