Der erste Teil einer spannenden Fortsetzungsgeschichte – Von Karla Böke (6.3)
Sophie rennt und rennt. Sie fühlt sich, als würde sie durch ein endloses Labyrinth ohne Ausgang laufen. Aber irgendwie ist sie hier doch reingekommen, dann muss es auch einen Ausweg geben. Sie versucht sich zu erinnern, aber nichts – ihr Gehirn spielt verrückt. Sophie rennt bestimmt schon Stunden durch die schwarzen Gänge. Doch auf einmal kommt sie in einen dunklen, nur leicht beleuchteten Raum. Die Wände sind auch schwarz und oben an der niedrigen Decke hängt ein kleines flackerndes Licht. Überall hängen Spiegel: runde, ovale, viereckige und rechteckige mit bronzenen, goldenen und silbernen Rahmen.
Als sie ihr blasses verschwitztes Gesicht mit den großen Augenringen und den zerzausten blonden Haaren in einem der Spiegel sieht, gruselte sie sich fast schon vor sich selbst. Doch was war das? Sie hat hinter sich im Spiegel einen weißen Schatten gesehen. Bildete sie sich das etwa ein? Ein weißer Schatten? Das kann doch nicht wahr sein, aber wenn sie hier raus will, muss sie sich irgendwas einfallen lassen. Der Schatten ist also gerade ihre einzige Hoffnung. Sie rennt los, wieder durch die schwarzen Gänge. Sie sieht eine dunkel gekleidete Person mit einem weißen Schatten, als ob dieser nicht durch das Sonnenlicht, sondern durch die Dunkelheit reflektiert wird. Nein, das kann nicht sein. Sonst hätte sie ja auch immer einen weißen Schatten, wenn sie im Dunkeln wäre.
Sophie greift nach der Schulter der Gestalt, die sich langsam umdreht und … Sophie wacht auf.
Schweißgebadet schaut sie neben sich auf ihren Wecker. Es ist 4:09 Uhr. Sie kann also noch etwas weiterschlafen, aber wenn sie an diesen Traum denkt … lieber nicht. Sie holt sich erstmal ein Glas Wasser aus der Küche. Sophie setzt sich auf ihre Bettkante und ihre Füße auf den kalten Boden. Sogar die sind verschwitzt und kleben auf der Erde fest. Sie geht leise aus ihrem Zimmer über den Flur zur Küche, nimmt sich ein Glas und lässt das Wasser laufen. Während sie darauf wartet, dass das Wasser kalt wird, schaut sie aus dem großen Balkonfenster.
Da sieht sie auf einmal wieder diesen weißen Schatten. War das etwa Einbildung? Hat sie das wirklich gerade gesehen? Ihr läuft ein Schauer über den Rücken. Auf einmal fühlt sie sich nicht mehr sicher — nirgendwo.