Der größte Krieg auf unserem Planeten

Still und heimlich landete die geheime Invasion 1992 im portugiesischen Hafen Palos. Dort, wo genau 500 Jahre vorher Christus Kolumbus zur Entdeckung der neuen Welt aufbrach. Die 2 Millimeter großen Invasoren werden in Fachkreisen auch Linepithema Humile genannt, die argentinische Ameise. 

Ein Artikel von Jonah Borkowsky

Anders als bei unseren einheimischen Arten, beherbergen argentinische Ameisenstämme mehrere Ameisenköniginnen zur selben Zeit. Dadurch ist die Produktion neuer Ameisen in diesen Stämmen um ein Vielfaches höher als anderswo auf der Welt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum argentinische Ameisen in Argentinien und auch im restlichen Teil Südamerikas die Predatoren unter den Ameisen sind und alle anderen Arten dominieren. Das geht so weit, dass viele Ameisenarten fast oder gar komplett ausgerottet wurden. Doch nicht nur in Südamerika treiben diese Ameisen ihr Unwesen. Heutzutage ist die argentinische Ameise nahezu überall auf der Welt anzutreffen. Grund für diese gigantische Ausbreitung ist die Verschleppung dieser Art in andere Länder per Schiff und Flugzeug. Wenn es dann mal zu einem Kampf zwischen zwei Ameisenstämmen kommt, führen die argentinischen Ameisen eine Reihe an effektiven Strategien aus, um den gegnerischen Stamm komplett zu vernichten. 

Eine der effektivsten Herangehensweisen, um einen gegnerischen Stamm zu besiegen ist es, vereinzelte, kleine Scharmützel-Züge (M1) in den gegnerischen Stamm zu unternehmen, um die Larven des Gegners zu verschleppen. Die Zukunft des beraubten Stammes ist somit nicht länger gewährleistet. Ebenfalls ist eines der größten Ziele der argentinischen Ameise die Königin des gegnerischen Stammes zu töten, wodurch es für den Stamm nur noch eine geringe Chance gibt in Zukunft fortzubestehen. Wenn es jedoch zu einem Großkampf kommen würde, in dem die Ameisen, welche für die Verteidigung bzw. den Angriff in einem Stamm zuständig sind, sich Auge in Auge gegenüberstehen würden, würde die argentinische Ameise trotzdem durch ihre schiere Anzahl an Individuen ihren Gegner besiegen. So eine Situation habe ich einmal selbst mitbekommen. Damals konnte ich gut beobachten, wie ein argentinischer Ameisenstamm ein Waldameisen-Volk angegriffen hat.  

Obwohl Waldameisen bis zu 10-mal größer sein können als die 2 Millimeter großen argentinischen Ameisen (M2), konnte ich in den 2-3 Stunden, in denen ich den Kampf beobachtet hatte, sichtlich erkennen, wie die Waldameisen Stück für Stück zurückgedrängt und getötet wurden. Vereinzelt konnte ich auch gut beobachten, wie einzelne Kämpfe abgelaufen sind. Hauptsächlich haben die argentinischen Ameisen sich mit ihren Mandibeln (zangenartige Kauwerkzeuge) in den Gliedmaßen der Gegner festgebissen und sie dadurch zerrissen. Normalerweise dauern Kämpfe zwischen Ameisenstämmen mehrere Tage. Ein weiterer Vorteil der argentinischen Ameise ist die einzigartige Besonderheit sich nicht untereinander anzugreifen und zu töten (mit Ausnahme in ihrem Heimatland), was bei vielen anderen Ameisen-Arten der Fall ist. Das geht so weit, dass die größte argentinische Ameisenkolonie von Spanien bis nach Italien reicht und so eine Länge von 6000 Kilometer aufweist. Fun Fact: Wusstest du, dass 20% der Biomasse auf unserer Erde aus Ameisen besteht? Alles in allem finde ich das Thema rund um Ameisen extrem interessant und bin insbesondere bei der argentinischen Ameise gespannt, was die Zukunft alles mit sich bringt.  

Jonah Borkowsky

Quelle: Das Ameisen Kollektiv, Die argentinische Ameise – Das größte Raubtier der Erde